Die Gestalttherapie hat ihre Wurzeln im linksalternativen Milieu der Siebziger-Jahre

Über Sven Reichardts Buch Authentizität und Gemeinschaft* – und seine Relevanz für die Gestalttherapie heute

Zusammenfassung

Das Werk von Sven Reichardt wird zum Anlass genommen, die These zu entwickeln, dass die Gestalttherapie den linksradikalen Bewegungen der Sechziger- und Siebziger-Jahre viel an ihrer Identität zu verdanken hat, vor allem auch die Betonung von Authentizität und Gemeinschaft. Der Autor zeigt auf, dass die Gestalttherapie durch drei Entwicklungsphasen gegangen ist: Nach der radikalen Phase trat sie in eine Etappe der Normalisierung ein, die er Selbst-Professionalisierung nennt. Heute dagegen sieht er die Gestalttherapie unter dem Druck soziopolitischer Entwicklungen in ein Stadium der Überanpassung an die Normen der Political Correctness eintreten anstelle von kreativer Regulierung, wie Perls und Goodman sie definierten. Eine Rückbesinnung auf die radikalen Anfänge der Gestalttherapie täte ihrer heutigen Entwicklung sehr gut.

Abstract

Reichardt’s publication is taken as an occasion to develop the thesis that Gestalt Therapy owns much to the countercultures of the sixties and seventies and was, in fact, part of them, especially concerning authenticity and community. The author argues that Gestalt Therapy has passed through three stages of development: after the radical phase, Gestalt Therapy entered a stage of normalization by what he calls self-professionalization. Today, however, he sees Gestalt Therapy under the pressure of socio-political developments enter a stage of over-adjustment to the norms of political correctness instead of creative adjustment as Perls and Goodman defined it. A reversion to its radical beginning would serve well Gestalt Therapy’s actual development.

Gestalttherapie und Zeitgeschichte

29. Jahrgang, Heft 2 / 2015 Seite 1

Einzelner Beitrag, digital: 4,99 Euro
Einzelheft, digital: 12,99 Euro / Einzelheft, print: 15 Euro

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