Spiegelverkehr(t)

Beiträge zur Aufdehnung der (Innen-) Welt

Zusammenfassung

Für den psychotherapeutischen Gebrauch soll ein Modell, nein, eine Haltung entwickelt werden, welche ein »Selbst«-Verständnis entwickelt, das den Therapeuten als auch den Klienten als Spiegel füreinander versteht. Dies wird entwicklungspsychologisch abgeleitet, aber letztlich auch hirnphysiologisch belegt: Die Aktivitäten der Spiegelneuronen zeugen von der enormen Wichtigkeit der empathischen Qualitäten in der Wahrnehmung und den daraus verstehbaren Synchronisationsprozessen im sozialen Bereich. Hier wird betont werden, dass die Wahrnehmung des Es, also jener Atmosphäre des Zwischen von Ich und Du, einen eigenen Modus verlangt, nämlich jenen des Mediums. Dieses kann unendlich viele Positionen zwischen dem sogenannten Ich und dem anderen einnehmen. Es ist dies eine dritte Position zwischen Subjekt und Objekt. Der Therapeut kann also sowohl aus seiner persönlichen Resonanz, aus der empathischen Haltung mit dem anderen und dem mediumistischen Modus, der im Zwischen Aufstellung nimmt, berichten. Aus diesen präzise gefassten und dem Klienten immer mitzuteilenden Positionen erzählt der Therapeut in einer strengen Subjektivität … phänomenologisch. Dieses Handeln auf der Augenhöhe zum andern ist, innerhalb einer für Psychotherapie klar geforderten Dialogik, die einzige Möglichkeit für möglichst machtfreie Kommunikation und Transparenz. Der Versuch einer gleichen Augenhöhe möchte bereits in den Grundkoordinaten der therapeutischen Beziehung jene strukturelle Voraussetzung für jene korrigierenden Erfahrungen herstellen, die die strukturelle Macht, welche zum Leiden führte, zumindest für die therapeutische Situation aufzuheben versucht.

Abstract

Mirror, reversed. The author in this article develops a model or rather an attitude for the use in psychotherapy. To this end he finds an understanding of »self« which looks at the therapist as well as the client as mirrors for each other. He looks at developmental psychology and neurophysiology: the activities of neurones prove the paramount importance of the empathic qualities and the ensuing synchronisation processes in the social field. It will be emphasized that the awareness of the id, that is the atmosphere of the in between the I and the Though, requires a mode of its own, namely that of a medium. This can take up countless positions between the so called I and the other. It is thus a third position between subject and object. The therapist can personally resonate, he can take an empathic stance in relation to the other and he can talk from the mode of medium, which places itself in the between. This precisely defined position, which is always shared with the client, enables the therapist to share his subjectivity … phenonenologically. To be on the same level as the other and to dialogue from just that level is the only possibility to ensure communication which is transparent and equal. The attempt to be at eye level is trying to ensure at a very basic level of the therapeutic relationship that suffering which results from structural power is eliminated in the therapeutic setting.

Gestalttherapie 2006, 20/1

20. Jahrgang, Heft 1 / 2006 Seite 119 – 150

Einzelner Beitrag, digital: 4,99 Euro
Einzelheft, digital: 12,99 Euro / Einzelheft, print: 15 Euro

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