Gestalttherapie im Maßregelvollzug

Zusammenfassung

Die Autorin gibt einen tiefen Einblick in die therapeutische Arbeit im Maßregelvollzug. Zu den thematischen Schwerpunkten dieser Arbeit gehören das hohe Aggressions-potenzial und die Gewaltbereitschaft der Patienten bei gleichzeitiger latenter Suizidalität und Depression. Die Suchterkrankung und die dissoziale Persönlichkeits-störung sind das Resultat einer schwerwiegenden Beziehungsstörung. Der Suchtkranke vermeidet Kontakt auf den unterschiedlichsten Ebenen. Er verspürt eine innere Leere, weil er wenig neue Erfahrungen zulassen, an- und aufnehmen kann. Es handelt sich dabei um eine kreative Anpassungsleistung an ein gravierend beziehungsgestörtes Umfeld, die es zu würdigen gilt. Hauptaugenmerk liegt auf der Arbeit mit den Kontakt-funktionen der Reaktionsbildung und Retroflexion. Nachhaltige Veränderungen sind möglich, wenn die Patienten nacherleben und begreifen, wie sie vom Opfer zum Täter geworden sind; wenn sie im Nachhinein Empathie für sich als Opfer erleben können und auch die Quelle ihres unbändigen Hasses identifizieren können. Dann haben sie eine Chance, aus dem gewalttätigen Kreislauf der Opfer-Täter-Dynamik auszusteigen.

Abstract

Gestalt Therapy in the Forensic Penal System. In this article the authoress allows us to gain a profound insight into the forensic penal system. The significant inclination of patients towards aggression and violence paired with suicidal ideation and depression is one of the core thematic elements of this work. Drug addiction and dissocial personality disorder are the outcome of grave deficiencies to relate to others. The addicted avoids contact on various levels. He experiences an inner void as he struggles to accept, digest and absorb new experi-ences. It is this creative adjustment in response to a field of seriously disturbed inter-personal relationships that needs to be acknowledged. Emphasis in the therapeutic encounter is placed on work with the contact functions of reaction formation and retroflexion. Enduring change is possible in patients once they start to realise how the have turned from victims to perpetrators; once they start to show some empathy for the victim in themselves and once they are able to identify the source of their irrepressible hate. Only then they stand a chance to escape the vicious cycle of reciprocal victim-perpetrator dynamics.

Depression – Aggression

27. Jahrgang, Heft 1 / 2013 Seite 99 – 122

Einzelner Beitrag, digital: 4,99 Euro
Einzelheft, digital: 12,99 Euro / Einzelheft, print: 15 Euro

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