Zusammenfassung
Vor dem Hintergrund der sechziger und siebziger Jahre werden einige Entwicklungslinien der Gestalttherapie nachgezeichnet. Dabei wird gezeigt, daß der damalige explizit politische Anspruch der Gestalttherapie nach Entfaltung der Persönlichkeit und Selbstorganisation heute in der gesundheitspolitischen Auseinandersetzung wieder große Bedeutung gewinnt. Es wird darauf hingewiesen, daß der Gestalttherapie gegenwärtig – ähnlich wie der Psychoanalyse in der Vergangenheit – eine Aushöhlung ihrer gesellschaftskritischen und aufklärerischen Ansprüche droht. Außerdem wird die Ansicht vertreten, daß Gestalttherapeuten in diesem Zusammenhang einen Beitrag zur Beantwortung wichtiger aktueller Fragen leisten können. Es wird für wichtig erachtet, den Vorwurf der Anti-Intellektualität und der individuellen Selbstbezogenheit hinter sich zu lassen.