Zusammenfassung
Elsa Gindler (1885 bis 1961) gilt als Wegbereiterin der Körpertherapie. Sie erforschte seit 1917 eigenständig das Zusammenspiel von äußerer Bewegung und Atem mit innerem Beteiligtsein, Bewußtseinsmodus und menschlichem Wachstum. Wegweiser im Erproben neuen Verhaltens sind die eigenen Körperempfindungen und der spontane Atem. Dabei entdeckte sie die Bedeutung von wachem Gewahrsein und Tiefenkontakt, organismischer Selbstregulation und die Bedingungen für ihr Auftreten. Zentrale Aspekte ihrer Arbeit werden im Überblick dargestellt. In den dreißiger Jahren verstreute sich ihre zum Teil berühmte Schülerschaft in die Emigration. Gindlers bisher noch nie zusammengestellter Einfluß auf die damalige Berliner pädagogische und psychoanalytische Szene und die Kongruenz ihrer Lebensführung im Nationalsozialismus mit den Ergebnissen ihrer Arbeit werden gewürdigt. Insbesondere über ihre Schülerin Charlotte Selver und deren “Sensory Awareness”-Konzept kam es zum bisher noch nicht ausreichend dargestelltem Einfluß auf Laura und Fritz Perls und auf die Formulierung der Gestalttherapie.