Zusammenfassung
Einer der Schlüsselsätze im Grundlagenwerk der Gestalttherapie von 1951 lautet: »Der Kontakt selbst ist die erste und unmittelbarste Wirklichkeit« (Perls et al. 2006, 21). Damit wurde die Gestalttherapie als eine psychotherapeutische Methode begründet, die auf dem Konzept der Intersubjektivität aufbaut – einem Konzept, das ihre Begründer noch nicht differenziert weiterentwickeln konnten. Der vorliegende Artikel zeigt unter entwicklungspsychologischen, anthropologischen und neuropsychologischen Aspekten, in wie vielfältiger Weise das Konzept der Intersubjektivität seit den Anfängen der Gestalttherapie untersucht wurde und sich entfaltet hat. Dabei wird – insbesondere unter Berücksichtigung von Vygotskys Begriff der »Interiorisierung« – beleuchtet, wie sich die »erste Wirklichkeit« des Kontakts im Verlauf therapeutischer Veränderungsprozesse auswirkt.
Abstract
Contact as the first reality. Inter subjectivity in Gestalt therapy. One of the key sentences in the founding text of Gestalt therapy goes as follows: »Contact itself is the first and most immediate reality« (Perls et al.1951). With this Gestalt therapy was founded as a psychotherapeutic method, which is based on the concept of inter subjectivity – a concept, which its founders could not develop into further differentiation. The following article shows from the perspectives of developmental psychology, anthropology and neuro-psychology, the development and expansion of the concept of inter subjectivity since the beginnings of Gestalt therapy. One particular aspect – with reference to Vygotsky’s term of »interiorisation« – will be looked at and how this »first reality« of contact will have an impact in therapeutic processes.